Dienstag, 29. Mai 2012

Feste und Feiertage #1: "Oshogatsu und Hatsumode"

So denn, ich hab's endlich geschafft, den neuen Artikel zu schreiben: ab heute startet die versprochene Reihe "Feste und Feiertage", ich hoffe, es gefällt euch ^__^
Beginnen werde ich mit dem allerersten Fest im Jahr, dem Neujahrsfest, in Japan: "Oshogatsu" genannt.

Mittlerweile, also nach der Einführung des gregorianischen Kalenders 1873, findet auch dort das Neujahrsfest am ersten Januar statt und dauert drei Tage. Davor wurde traditionell erst im Frühjahr gefeiert, die buddhistischen und schintoistischen Bräuche und Riten bilden aber immer noch erheblichen Bestand des Festes.
Einen kleinen Überblick darüber möchte ich euch hier geben:

Los geht es schon ein paar Wochen vor Ende des Jahres, mit den Bonenkais ("Vergiss-das-Jahr-Veranstaltung"), bei denen alles, was im vergangenen Jahr passiert ist, einfach vergessen wird. Üblicherweise hilft Bier und Sake da ziemlich nach °-^ Diese Partys werden übrigens meistens sowohl im Firmen- als auch im Freundeskreis gefeiert. und ab und an auch unter Bekannten. Es gibt also mehrere Versuche, wirklich alles zu vergessen °-^

Das Osoji ist eine Art Säuberungsritual vor dem Fest. Man könnte es mit dem Frühjahrsputz aus den westlichen Ländern vergleichen. Der Hauseingang wird mit Pinienzweigen ("Kadomatsu") dekoriert, und sollte ursprünglich die Geister, Ahnen und Gottheiten gütig stimmen. Am Vorabend des Oshogatsu, dem Ōmisoka (jap. Silvesterabend), läuten die Glocken in den Tempeln 108 mal, womit um die Vergebung der Sünden des letzten Jahres und um die Bewahrung vor neuen Verfehlungen gebeten wird. Nach dem Glockenläuten folgt meist eine üppige Mahlzeit aus Sojanudeln.


Pinienzweige. Den Hauseingang müsst ihr euch leider denken ^__^"

Womit wir dann beim Essen wären:
Am Neujahrstag wird eine Reihe von speziellen Gerichten serviert, die Osechi genannt werden. Die Speisen werden in mehrstöckigen Jūbako-Holzboxen präsentiert. Außerdem wurden sie schon vor dem Fest zubereitet und relativ stark (meistens ziemlich süß) gewürzt, um sie haltbarer zu machen. Grund dafür ist, dass über Neujahr kein Feuer entzündet werden darf, da dadurch die Kami-Gottheit erzürnt würde.
Jede der dargebotenen Speisen steht für einen Wunsch für das neue Jahr, meistens ist das etwas wie Glück, Reichtum, Kindersegen oder Gesundheit und ein langes Leben.
Es gibt ebenso viele Zubereitungsmöglichkeiten wie Gerichte selbst, und einige traditionelle Osechi sind zum Beispiel:  Pürierte Süßkartoffel mit Edelkastanien (Kurikinton), Kombu Algen Rollen gefüllt mit Lachs (Kombu Maki), Gobowurzel mit Sesamsauce (Gobo Tataki), gelierte Fischpaste (Kamaboko) und süße schwarze Sojabohnen (Kuro Mame).
In der heutigen Zeit allerdings kann auch Sashimi, Shushi und sogar Pizza gegessen werden °-^
Besonders beliebt sind auch Mochi (Reiskuchen) und Mandarinen, die früher in kleinen Beuteln von Läden und reichen Familien verschenkt wurden, um 'Glück zu verteilen'.


Ein traditionelles Osechi

Eine anderer interessanter Brauch sind die Neujahrskarten ("nengajō"), die bei uns sowas wie die Weihnachtskarten sind. Ursprümglich galten sie als eine Art 'Lebenszeichen' von sich und seiner Familie an weit entfernt wohnende Verwandte, heute ist es einfach eine Pflicht, Familie, Freunden und höheren Personen (wie dem Chef) seine Glückwünsche für das neue Jahr zu übermitteln.
Übrigens tauscht man keine Grußkarten aus, wenn in diesem Jahr in der eigenen Familie jemand verstorben ist. Stattdessen schickt man einfache Postkarten, auf denen mitgeteilt wird, dass man sich wegen des Todesfalls mit Glückwünschen zurückhält und auch keine erwartet.
Interessant finde ich, dass auf den Karten das Tierkreiszeichen des neuen Jahres aufgedruckt ist und dazu eine handschriftliche oder aufgedruckte Nachricht verfasst wird. Manche sind komplett vorgedruckt (sogar die Briefmarken), bei anderen kann man das selbst machen. Ich hab hier mal von Wikipedia gemopst:


Stempel, spezielle Federn und alles, was das Künstlerherz begehrt °-^

Durch Mails ersetzt wurden diese Karten bis heute nicht, allerdings werden viele mit dem Computer erstellt. So wie das Zubehör oben zum Aufdrucken statt Selbstschreiben ist, gibt es am PC spezielle Programme, extra für die Neujahrskarten entwickelt.

Das Otoshidama ist (zumindest für Kinder °-^) ein genialer Brauch, denn es ist das sogenannte 'Neujahrstaschengeld'. Verschenkt wird es in dekorierten Umschlägen und die Summe richtet sich nach dem Alter des Kindes. Unter Geschwistern wird allerdings meist die gleiche Summe verschenkt, damit sich niemand benachteiligt fühlt.

Zudem werden zum japanischen Neujahr oft bestimmte Spiele gespielt: Takoage (Drachensteigen), Koma (ein Spiel mit einem Würfel-Kreisel), Sugoroku (ein Würfel-Brettspiel), Fukuwarai (eine Person platziert mit verbundenen Augen Teile eines Gesichts - Augen, Augenbrauen, Nase und Mund - auf einem Papiergesicht), oder einfache Kartenspiele.

Hatsumode ist der erste Schreinbesuch im neuen Jahr. Man putzt sich heraus und besucht einen buddhistischen oder schintoistischen Schrein in der Nähe und bittet um Glück und gesundheit im neuen Jahr. Außerdem kann man Zettelchen mit Voraussagen ziehen, wie zum Beispiel 'kleines Glück' oder 'großes Unglück'.Damit das Glück eintritt und das Unglück abgewendet wird, befestigt man die Zettelchen an einem Baum.


Und zu guter Letzt gibt es noch die Shinnenkais, die sozusagen das Gegenteil zu den Bonenkais sind. Was man vergessen hat, wird schnell wieder zurückgeholt um darauf aufzubauen und daraus zu lernen, um im neuen Jahr besser zu werden. Oder man fängt völlig neu an; in beiden Fällen wird so in verschiedenen Freundes-, Bekannten- oder Firmenkreisen gefeiert.

Alles in allem klingt es interessanter als unser Neujahr, denn die einzigen Traditionen, die ich hier kenne, sind Bleigießen, Fondue und 'Dinner for One' ...


Quellen:
- DAISUKI 12/11
- Life in Japan
- Wagashi Maniac - mit genialen Bildern und Rezepten. KLICKT!
- Wikipedia

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